Die Aufgaben der Landwirtschaftsschulen im Wandel

Berufsausbildung, Fachschulunterricht, Fortbildung und Beratung, das ist die klassische "Dreifelderwirtschaft" einer Landwirtschaftsschule und Wirtschaftsberatungsstelle im 20. Jahrhundert.
Sie ist ein zusammenhängendes System der beruflichen Bildung in der Land- und Hauswirtschaft.
Ihre organisatorische Zusammenfassung in der Institution "Landwirtschaftsschule und Wirtschaftsberatungsstelle" ist traditionell und logisch.
Die geordnete Berufsausbildung ist der erste und sehr wichtige Schritt für eine fachliche Qualifikation der Landwirte nach dem Abschluß der allgemeinbildenden Schule.
Der Beratung und Betreuung der Auszubildenden als auch der Ausbilder gilt daher zunächst das Bemühen.
Ein weiterführendes Angebot ist der zweisemestrige Besuch der Landwirtschafts schule für Landwirte und der Wirtschafterinnenfachklasse für Hauswirtschafterinnen.
Absolventen mit qualifiziertem Abschluß können nach zwei weiteren Semestern "staatlich geprüfter Landwirt" oder "staatlich geprüfte Hauswirtschaftsle terin" werden.
Dem zunehmenden Informationsbedarf der Landwirte entspricht die Landwirtschaftsschule mit ihrem Fortbildungsangebot und die Wirtschaftsberatungsstelle mit ihren Beratungsaktivitäten.
Alle drei Aufgabenfelder wurden im Laufe der Zeit mit unterschiedlichen Schwerpunkten ausgefüllt.

Die Berufsausbildung

Der Vorstand der Landwirtschaftskammer beschloß am 30.1.1914 die Einführung einer geregelten Landwirtschaftslehre mit einer abschließenden Prüfung.
Die ersten Lehrstellen erhielten nach dem 1.Weltkrieg die Anerkennung. Die Mindestgröße für anzuerkennende Lehrbetriebe war auf 30 ha festgesetzt.
Zu den ersten 16 der Jahre 1921 und 1922 gehörte der Betrieb von H. Viehmann, Hof Krücken bei Bad Bramstedt.
Die Lehre dauerte 2 Jahre. Die Lehrlinge bekamen kein Taschengeld. Vielmehr mußten die meisten in den Anfängen 50 - 80 RM Lehr- und Kostgeld bezahlen.
Der Reichsnährstand wandelte die Lehrzeit in eine zweijährige Landarbeitslehre um, die mit der Landarbeitsprüfung der zweijährigen Landwirtschaftslehre vo ausging.
Mit Erlaß des Landesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten vom 1.10.1948 wurde eine dreijährige Landwirtschaftslehre eingeführt,
eine Regelung, die man irn Berufsausbildungsgesetz vom 14.8.1969 übernommen hat, und die noch heute gültig ist.
Erstmals im Jahr 1950 führte die Landesbauernkammer - sie entstand 1947, bis 1953 die Landwirtschaftskamrner die Selbstverwaltung der Landwirtschaft übernahm - die Prüfung zum Landwirtschaftsmeister probeweise durch,
so daß 1951 die Ausbildungsordnung um die Prüfung zum Landwirtschaftsmeister ergänzt wurde. Die erste Meisterprüfung im Kreis Segeberg fand im Jahr 1953 auf dem Betrieb von Werner Studt in Schackendorf statt.
Die Ausbildung zur ländlich-hauswirtschaftlichen Hauswirtschafterin und zur Meisterin erfolgte auf gleicher Grundlage in gleichem zeitlichen Ablauf.

 

An jeder Landwirtschaftsschule sind heute Ausbildungsberaterinnen und -berater im Auftrag der tandwirtschaftskammer als zuständige Stelle tätig.
Sie betreuen die Auszubildenden und beraten die Ausbilder.
Die betriebliche Ausbildung wird durch überbetriebliche Veranstaltungen der Landwirtschaftsschule ergänzt.
Schwerpunkte der überbetrieblichen Schulungen im Ausbildungsberuf " Landwirt" sind Übungspfügen, Feldrundgänge, Gräserbestimmungsübungen, Tierbeurteilungen, Unterweisungen in der Technik und im Umgang mit Pflanzenbehandlungsmitteln.

Die angehenden Hauswirtschafterinnen werden in Abstimmung mit dem Ausbildungs programm der Betriebe regelmä ig monatlich fachpraktisch und -theoretisch in Tageslehrgängen geschult.
Themen der Veranstaltungen sind Übungen in der Textilverarbeitung, gartenbauliche Unterweisungen sowie die Erstellung von Gartenplänen und Speiseplänen.
Nach bestandener Abschlußpüfung können die Hauswirtschafterinnen und die Landwirte die Fachschule besuchen und nach mehrjähriger praktischer Tätigkeit im Ausbildungsberuf die Meisterinnen- bzw. Meisterprüfung ablegen.
Die Landwirtschaftsschulen bieten zur Vorbereitung auf die Meisterprüfung kostenlos Kurse an, die vom Stundenumfang und -inhalt her einem zweijährigen Fortbildungsunterricht in Teilzeit entsprechen.

Der Unterricht

Das Angebot der Fachschulen mit Vollzeitunterricht war vor l00 Jahren ein entscheidender Schritt, die damalige Fortbildungs- und Beratungsarbeit der Landwirtschaftlichen Vereine noch erfolgreicher zu gestalten.
Noch heute ist der Fachschulunterricht das wesentliche Fundament einer Landwirtschaftsschule.
Die Schülerzahlen haben immer sehr geschwankt. Nach den Kriegen konnten die Schulen den Ansturm kaum bewältigen. Wenige Jahre später droht einigen Schulen die Schließung.
Bereits 1929 erwog man wegen mangelnder Schülerzahlen die erst neun Jahre zuvor gegündete Schule in Kaltenkirchen zu schließen.
Tatsächlich wurde dort dann einige Jahre einklassiger Unterricht erteilt. Die gleiche Entwicklung zeigte sich nach dem 2. Weltkrieg.
So muß die Schule in Kaltenkirchen im, im 66. Jahr ihrer Gründung, die Tore schließen.

Kontinuierlich sanken die Schülerzahlen in den sechziger Jahren, so daß zeiweilig nur je 12 - 15 Schüler die beiden Unterklassen der Schulen Kaltenkirchen und Bad Segeberg besuchten
Vor allem die Hauswirtschaft war davon betroffen.
Die erst 1952 in Kaltenkichen eingerichtete hauswirtschaftliche Abteilung mit Unterricht mußte 1984 ihre Tätigkeit einstellen,
nachdem zuvor in vielen Schulen die Hauswirtschaftsklassen aufgelöst und auf vier Schul Standorte konzentriert waren.
Dagegen wird in Bad Segeberg seit 1969 landesweit das 2. Semester der Wirtschaf terinnenfachklasse besucht.
Dieser Schultyp ist auf eine enge Verbindung von theoretischem Unterricht und praktischer Ausbildung angelegt
Während des Semesters arbeiten die Schülerinnen an einem Tag in der Woche in einer Großküche.
Die Schule pflegt zu mehreren hauswirtschaftlichen Großbetrieben Kontakt, der im Sommer durch gemeinsame Veranstaltungen mit den Küchenleitungen vertieft wird.
Die Wirtschafterinnen haben gute Berufsaussichten im hauswirtschaftlichen Dienstleistungsbereich.

Das Unterrichtsangebot der Landwirtschaftsschulen paßte sich stetig den Veränderungen in der Landwirtschaft an. Die Fächer Deutsch und Rechnen waren in den fünfziger Jahren nicht mehr zeitgemäß ,
nachdem die landwirtschaftlichen Berufsschulen sich im gleichen Jahrzehnt konsolidiert hatten, von der Landwirtschaft zunehmend anerkannt und deren Besuch immer weniger behindert wurde.
Die jungen Leute erwarteten von der Fachschule eine theoretische Ergänzung ihrer praktischen Erfahrungen auf landtechnischem Gebiet.
Sie waren ihren Vä ern und ihren Lehrern in technischen Fragen überlegen.
Deswegen verordnete die Landwirtschaftskammer ab 1954 jedem jungen Lehrer ohne Ansehen der Person Fortbildungslehrgänge an der Deula-Lehranstalt, um so einen Stamm landtechnisch befähigter Lehrer zu bekommen.
Gleichzeitig verlagerte man einen Teil des landtechnischen Unterrichtes an die Deula-Schule.
Dieses ergänzende Unterrichtsangebot wird noch heute in ähnlicher Form genutzt und ist auch von den Berufsschulen übernommen worden.
Sehr bald waren auch wieder Lehrkräfte gefragt, die im Sinne von Aereboe die betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge des landwirtschaftlichen Betriebes mit seinen einzelnen Betriebszweigen erfaßten,
und die in der Lage waren, Buch fü rungsabschüsse zu lesen.

Mit neuen Planungsmethoden und mit dem neu eingeführten Begriff "Deckungsbei­trag" erhielten Lehrer, Schüler, Berater und Landwirte ein Handwerkszeug, mit dem sie sich das Rentabilitätsrennen der Betriebszweige veranschaulichen konnten.
Die Betriebszweigabrechnung, seit 100 Jahren nur in Goßbetrieben betriebswirtschaftlich genutzt, wurde vor 30 Jahren zusammen mit der Beschreibung und Durchleuchtung des elterlichen Beriebes ein weiterer Inforrnationsvor-sprung, den junge Landwirte durch den Fachschulbesuch gegen über ihren Vätern erhielten.

Der hauswirtschaftliche Unterricht erlebte den gleichen Wandel. Die Technisierung des Haushaltes mit zentraler Heizung und Warmwasserbereitung, Kühlaggregaten, Küchenmotor, Wasch- und Geschirrspü maschine mußte im Unterricht technisch und betriebswirtschaftlich eingeordnet werden.

Die Elementarfächer und leider auch die musischen Fächer wurden zugunsten der Chemie, der Haushaltstechnik, der Betriebslehre, der Buchführung und. der Marktwirtschaft eingeschränkt.

Der Unterricht in beiden Abteilungen, in der Haus- und in der Landwirtschaft wurde mehr und mehr von Zahl, Maß und Gewicht bestimmt.

Fachschulen haben die Aufgabe, fachlich und erziehlich zu bilden. Fachausbildung ist mittelfristig, Bildung als Erziehungsziel zeitlos angelegt. Im Lehrplan der Landwirtschaftsschulen wird das auch künftig beachtet werden.

Die Fortbildung

Hauptträger der Fortbildungsveranstaltungen sind die zwei Ehemaligenvereine der beiden Landwirtschaftsschulen und der Ehemaligenverein der Abteilung Hauswirtschaft in Kaltenkirchen, deren Geschäfte die Landwirtschaftsschulen führen.

Auf dem weiblichen Sektor laden die Landfrauenvereine und der Verein für Er wachsenenbildung zu vielen Veranstaltungen ein, deren Geschäftsführung und Programmplanung auf Kreisebene ebenfalls in den Händen der Landwirtschaftsschulen liegt.

Gleich nach dem Krieg entstanden die Vereine ehemaliger Landwirtschaftsschüler neu. Sie entwickelten zunächst keine besonderen Aktivitäten, sondern b schr ä nkten sich auf das Angebot einer Lehrfahrt im Sommer und des Wintervergnügens zum Abschluß der Semester.

Die Direktoren beider Landwirtschaftsschulen förderten mit Unterstützung ihrer jüngeren Kollegen in den fü nfziger Jahren die Gründung von Landjugendgruppen.

I

m Sommer 1953 bestanden 12 Landjugendgruppen im Kreis Segeberg. Sie gründeten am 4.7.1953 in Geschendorf den Kreislandjugendverband Segeberg.
In der Aufbauphase war die Arbeit der Landjugendgruppen sehr berufsorientiert.
Land- und hauswirtschaftliche Wettbewerbe und Vortragsabende boten den Lehrkräften der Landwirtschaftsschulen die Möglichkeit zur beruflichen Fortbildung der organisierten Landjugend.

Auch die Vereinsarbeit der Ehemaligenvereine wurde in jenen Jahren durch die land- und hauswirtschaftlichen Lehrkräfte mit einem fachlichen Fortbildungsangebot erheblich aktiviert.

Heute ist die fachliche Fortbildung eine Domäne der Ehemaligenvereine, und die fachlich orientierte Arbeit der Landjugend beschränkt sich auf einen Be rufswettkampf in zweijährigem Turnus.

Die Zusammenkünfte der Vereine werden mit Schwerpunkt im Winter an Abenden mit 14-tägigem Turnus angeboten und im Durchschnitt mit über 50 Teilnehmern gut besucht.
Besonderen Zulauf haben Vortragsabende, deren thematischer Inhalt eine direkte Anwendung auf den betrieblichen Alltag verspricht, speziell Themen der Produktionstechnik.

Im hauswirtschaftlichen Bereich wird die Fortbildung hauptsächlich mit dem Kreislandfrauenverein und seinen 16 Ortsvereinen geplant.
Vorträge, Seminare, praktische Kurse und Lehrfahrten sprechen eine große Zahl der Frauen auf dem Lande an.

 

Die landwirtschaftliche Beratung

Jede Beratung kann nur dem privatwirtschaftlichen Interesse dienen, dann ist auch der volkswirtschaftliche Erfolg gesichert.
Trifft das nicht zu, dann machen nicht die Berater falsche Einflüsterungen '1), sondern die Rahmendaten stimmen nicht, nach denen Unternehmer und Berater sich ausrichten müssen.
Wirtschaftsberatung ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, zu deren Erfolg Vertrauen gehört.
Vertrauen muß erworben werden. Aufrichtigkeit, Neutralität und Stetigkeit sowie fachliche Kompetenz zeichnen den tüchtigen Berater aus. Sein Wirken ist erst nach langjähriger Tätigkeit beurteilbar.
Nichts ist der Beratung abträglicher als ein ständiger personeller Wechsel. Selbst die Organisationsformen müssen Stetigkeit garantieren, wenn die in ihnen tätigen Berater erfolgreich sein sollen.
Die Landwirtschaftsschulen haben sich seit ihren Anfängen als Gesprächspartner der Landwirte angeboten.
Einzelbetriebliche Gespräche, Fachdiskussionen in Gruppen, die Gestaltung und der Besuch von Versammlungen und Lehrfahrten mit Landwirten waren und sind Beratungsaktivitäten der Landwirtschaftsschulen.
Dabei mußten die Beratungsinhalte natürlich stets den zeitlichen Anforderungen angepaßt werden und haben auch den Fachunterricht ständig fortschrittlich beeinflußt.

Seit langem gehört die Saatenanerkennung der Feldbestä nde zu den Aufgaben der Landwirtschaftsschulen.
Sie ist zwar eine hoheitliche Tätigkeit; dennoch bietet sie in vielen Fällen die Möglichkeit zu Fachgesprächen und kann der Einstieg zu vertiefenden Beratungsgespächen sein.

Im Jahre 1958 verstärkte die Landwirtschaftskammer das Beratungsangebot, um der Landwirtschaft bei der auf 10 Jahre befristeten Anpassung an den größeren Agrarmarkt der EWG Hilfestellung zu leisten.

Auch im Kreis Segeberg wurden zusätzlich Wirtschaftsberater tätig. Sie begannen ihre Tätigkeit mit der Erstellung von Anbauplänen, Futtervoranschlägen, Geldrückberichten und weiteren produktionstechnischen Beratungsempfehlungen.
Anfang der sechziger Jahre drängte das Thema "Betriebsumstellung" in den Vordergrund.
Hatten Landwirte und Berater bis dahin nur Änderungen auf Teilgebieten des Betriebes durchdacht und durchgerechnet, so mußten sie künftig die Teilfragen zunehmend unter Beachtung des Gesamtbetriebes abwägen.
Auf den ertragreichen Getreidestandorten ging es nicht mehr nur um die Einsparung von einigen Ar Futterfläche. Vielmehr stand mit den Milchkühen die gesamte Futterfläche zur Disposition.

Betriebswirtschaftliche Beratung mit aussagekäftigen Buchabschlüssen war damals ganz besonders gefragt.

In Segeberg profitierten Landwirte und landwirtschaftliche Berater von der vorausschauenden Arbeit des Buchstellenleiters Joachim Molt. Er nutzte schon Anfang der fünfziger Jahre die Buchführung des bäuerlichen Betriebes als Informationsquelle der Betriebskontrolle und entwickelte aus der steuerlichen Buchführung betriebswirtschaftliche Abschlüsse.

Ein wesentlicher Beurteilungsmaß stab war damals der bereinigte Rohertrag, der für den Gesamtbetrieb und gesondert f ü r die Futterfläche ausgewiesen wurde.
Das waren die Anfänge der Betriebszweigabrechnungen, deren Auswertung mit dem Begriff "Deckungsbeitrag" heute Bestandteil fast aller Buchabschlüsse ist.
Die Wirtschaftsberater werteten in den sechziger Jahren die Abschlüsse manuell aus und gaben mit ihren Kommentaren zusätzliche Entscheidungshilfen.
In einem Betriebsvergleich wurden die Wirtschaftsergebnisse von ca. 150 Betrieben auf Schulbezirksebene zusammengefaßt und den beteiligten Betriebsleitern erläutert.
Die Einführung der elektronischen Auswertung machte die manuelle Abschlußarbeit durch Fachkäfte überflüssig
Vor allem aber das ersatzlose Ausscheiden einiger Berater aus Altersgründen in den Folgejahren schränkte das Beratungsangebot der Landwirtschaftsschulen wieder ein.
Sehr bald mußte die landtechnische Beratung um die Bauberatung ergänzt werden.
Der Einsatz des Mähdreschers erforderte den Bau von Trocknungsanlagen und Lageräumen, deren technische Planung als Ergänzung zur Firmenberatung angefordert wurde.

1) I. Kiechle : Bauernblatt/Landpost v. 3o.6.1984

Die Nachfrage nach Bauberatung wurde immer detaillierter und hat dazu geführt, daß die Berater der Landwirtschaftsschulen sich auf diesem Fachgebiet stärker spezialisiert haben.
Eine besondere Entwicklung nahm die Beratung zur umweltfreundlichen Lagerung tierischer Exkremente.
Dank der staatlichen Bauf ö rderung von Jauchegruben, Dungstätten und Güllebehältern haben die Fachberater in fast allen Betrieben die Anlagen beraten, mitplanen und in der Ausführung überwachen können.
Vorrangig in Betrieben mit größeren Tierbeständen wurde der wirtschaftseigene Dünger umweltgerecht gelagert.
Neben den Beratern der Landwirtschaftskammer wurden dank aktiver Förderung durch die Landwirtschaftsschulen im Kreis Segeberg etliche Spezialringe tätig.
Am 1.10.1964 entstand der erste Beratungsring für Mastschweine, dessen Mitglieder heute überwiegend dem landesweiten Schweinespezialberatungsring angehören.
Die 87 Mitglieder und ihre 2 Berater haben seit 20 Jahren einen beträchtlichen Einfluß auf die Wirtschaftlichkeit der Schweinehaltung im Kreis Segeberg.

Der Kostendruck der Vollmechanisierung führte im Herbst 1968 zur Gründung des Maschinenringes Segeberg. Über 300 Mitglieder nutzen noch heute die leistungsbezogene Verrechnung des überbetrieblichen Maschineneinsatzes durch Lohnunternehmer und Nachbarschaftshilfe.

Fast 30 Jahre betreuen die Landwirtschaftsschulen einige Futterbaubetriebe intensiver und gewinnen dadurch detaillierte Unterlagen für Beratungsempfehlungen,
die in diesen Fütterungsprüfbetrieben im mehrjährigen Vergleich erarbeitet wurden.
Sie leisteten damit Vorarbeit für den Verein für Rinderspezialberatung, der 1978 in Kaltenkirchen gegründet wurde und heute kreisdeckend mit 3 Beratern in 105 Betrieben tätig ist.

Im Herbst 1985 entstand der Beratungsring f ü r Marktfruchtbetriebe. Die Betriebsleiter der 60 angeschlossenen Betriebe werden von 2 Spezialberatern ackerbaulich und gesamtbetrieblich beraten.

Alle Spezialberater haben ihren Dienstsitz in der Landwirtschaftsschule und werden, mit Ausnahme des Schweinespezialringes, von der Landwirtschaftsschule geschäftsführend betreut.

Die hauswirtschaftliche Beratung

Die Beratungstätigkeit der hauswirtschaftlichen Lehr- und Beratungskäfte konnte erst in den fünfziger Jahren kontinuierlich durchgeführt werden.
Nach der Einrichtung der hauswirtschaftlichen Abteilung in Bad Segeberg im Jahre 1926 war die Abteilung von 1934 bis 1940 nicht besetzt.
Aber auch danach war die personelle Besetzung unzureichend und bis zum Schulneubau von häufigem Wechsel gekennzeichnet.

In Kaltenkirchen wurden hauswirtschaftliche Lehrkräfte erstmalig 1952 tätig. Bis dahin war der Bezirk von der hauswirtschaftlichen Abteilung in Bad Segeberg betreut worden.
In den Nachkriegsjahren waren die Lehrerinnen vorwiegend mit Unterrichtstätigkeit ausgelastet. Bis 1955 erteilten sie in Sommer- und Winterlehrgängen ganzjährigen Unterricht, um alle Bewerberinnen aufnehmen zu können.
Die meisten Bauerntöchter waren nach Erfüllung der Schulpflicht damals im elterlichen Haushalt ohne Lehrvertrag tätig.
Viele von ihnen besuchten die hauswirtschaftliche Klasse einer Landwirtschaftsschule. Im Sommer wurde alljährlich ein Einmachlehrgang durchgeführt.

Die Beratungstätigkeit beschänkte sich daher Anfang der fünfziger Jahre auf die Betreuung der Lehrwirtschaften und die aktive Programmgestaltung der neu gegründeten Landfrauenvereine.

Der 1946 gegründete Landfrauenverein tagte seit 1952 in der Aula der Segeberger Landwirtschaftsschule.
Die Vereinsnachmittage wurden noch über ein Jahrzehnt von den Lehrkräften und Schülerinnen der hauswirtschaftlichen Abteilung musisch umrahmt und mit Kaffee und Gebäck aus der Lehrküche versorgt.
Besonders viele Anfragen betrafen damals die Geflügelhaltung. In etlichen Betrieben entwicktelten die Landfrauen aus der Eiererzeugung für den Eigenbedarf den Betriebszweig "Geflügelhaltung".
Die Landwirtschaftskammer hatte deshalb landesweit eine Spezialberaterin für Geflügelhaltung eingestellt.
Auch mit der Technisierung der lä ndlichen Haushalte wurden die hauswirtschaftlichen Beratungskräfte vermehrt angefordert.
Neben der klassischen Beratung in der Vorratshaltung und in der Gestaltung von Gemüse- und Ziergärten waren Beraterinnen mit haustechnischem Fachwissen gefragt.
Der zunehmende Wohlstand ermöglichte in vielen Betrieben eine Modernisierung der Küchen und im Sanitärbereich.
Der Wunsch nach besserer Wohnkultur löste Nachfragen in der Bauberatung aus, die mit Unterstützung einer landesweit tätigen Bauberaterin von den hauswirtschaftlichen Abteilungen durchgeführt wurden.
Das Tiefgefrieren veränderte nach 1950 die Vorratshaltung ganz entscheidend. Bereits 1958 bestanden allein im Schulbezirk Segeberg 12 Gemeinschaftsgefriereinrichtungen neben vielen Einzelanlagen.
Die Vortragsthemen der Beraterinnen in Versammlungen der Landwirtsfrauen und in Veranstaltungen für Landarbeiterfrauen behandelten zu der Zeit

Nach 196o waren die Gemeinschaftsgefrieranlagen rückäufig.
In den sechziger Jahren bekam die hauswirtschaftliche Beratung durch die Förderungsmaßnahmen des Staates im hauswirtschaftlichen Bereich einen zusätzlichen Impuls.
Modernisierungen der Warmwasserbereitung, der zentralen Beheizung und der Verbesserung der Arbeitswirtschaft im Haushalt wurden bezuschußt.
Die hauswirtschaftlichen Abteilungen waren in das Förderungsverfahren vom Beginn der Antragstellung bis zur Bauabnahme einbezogen.
Dadurch waren die B­raterinnen bereits zum Zeitpunkt der Planung als Gesprächspartnerinnen beteiligt.
Es ist daher verständlich, daß die hauswirtschaftlichen Lehr- und Beratungskräfte sich an die begleitende Beratung von Förderungsmaßnahmen mit Befriedigung zurückerinnern.
Ende der siebziger Jahre lief die öffentliche Förderung von Modernisierungen in landwirtschaftlichen Haushalten aus. Die Beratungsanforderungen auf diesem Gebiet wurden daher geringer.
Dafür bekam die hauswirtschaftliche Beratung im Bereich der Ernährung einen neuen Schwerpunkt.
Die hauswirtschaftlichen Abteilungen der Landwirtschaftsschulen nahmen damit gleichzeitig einen Auftrag des Landes Schleswig-Holstein wahr,
durch den der Landwirtschaftskammer die Ernährungsberatung im ländlichen Raum übertragen worden war.
Heute beraten die hauswirtschaftlichen Lehr- und Beratungskräfte mit vielen Kursen, Vorträgen, Demonstrationen und kleinen Ausstellungen die Mitglieder der Ehemaligenvereine,
der Landfrauenvereine, der Verbrauchergemeinschaften, der Hausfrauenvereine und der Volkshochschulen. Traditionell ist zudem die Ernährungsberatung von Landarbeiterfachfrauen.

 

Der Kreisbauernvorsteher

Die Funktion des Kreisbauernvorstehers wurde erstmalig nach Auflösung des Reichsnährstandes im Jahr 1945 geschaffen.
Nach Gründung der Landesbauernkammer im Jahr 1947 war der Kreisbauernvorsteher Vorsitzender der Kreisbauernkammer.
Erst 1953 fand die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein mit dem Gesetz vom 1.4.1953 wieder Anschluß an die 1933 aufgelöste Landwirtschaftskammer der Provinz Schleswig-Holstein.
Die Kreisbauernkammer wurde durch den Landwirtschaftlichen Ausschuß ersetzt.
Der Kreisbauernvorsteher leitete als Ausschu ßvorsitzender gleichzeitig ehrenamtlich die staatliche Kreislandwirtschaftsbehörde.
Mit der Personalunion sollte eine Vereinheitlichung der landwirtschaftlichen Kreisinstanzen erreicht werden.
Durch die Reform der landwirtschaftlichen Verwaltung im Jahre 1973 wurden die Kreislandwirtschaftsbehörden zu kreisübergreifenden Ämtern zusammengelegt.
Seitdem repräsentiert der Kreisbauernvorsteher die Landwirtschaftskammer auf Kreisebene.

 

 

 

 

 

Nachwort

In diesem Jahrhundert sind in Schleswig-Holstein viele Landwirtschaftsschulen gegründet, aber in den letzten Jahrzehnten auch etliche wieder geschlossen worden.

Haben die noch bestehenden Landwirtschaftsschulen die Chance, das 21. Jahrhundert zu erreichen ?

Die grundlegende Strukturveränderung im allgemeinbildenden und im Berufsschulbereich blieb ihnen bisher erspart.
Unterricht im Winter und Beratung im Sommer ist, vereinfacht dargestellt, noch heute das Berufsmuster eines Landwirtschaftslehrers.
Für die hauswirtschaftlichen Lehrkäfte vollzieht sich bereits eine Umorientierung vom Vollzeitunterricht zum Kursangebot.
Weiterhin wachsender Wohlstand, schwächere Geburtenjahrgänge und eine dem Stadthaushalt ähnelnde Haushaltsführung sind Ursachen für zu erwartende rückläufige Zahlen an ländlich-hauswirtschaftlichen Lehrlingen und Wirtschafterinnen.
Aber auch die landwirtschaftlichen Abteilungen müssen mit einem Rückgang der Schülerzahlen rechnen.
Sie haben dennoch die Chance, den Unterricht weiterhin kreisdeckend anbieten zu können, wenn der Besuch der viersemestrigen Höheren Landbauschule für noch mehr Landwirtschaftsschüler möglich und zur Regel würde.
Die Nachfrage nach guten Beratern ist zeitlos.
Landwirte, die zu ihrer Ausbildung gut ausgebildete Lehrer und das Gespräch mit tüchtigen Beratern suchen, wird es auch im Jahre 2000 geben.
Wie groß die Zahl im Kreis Segeberg sein wird, entscheiden in erster Linie die Landwirte selbst mit ihren Familien.
Die Agrarpolitik wird auch künftig an wohlfeilen, oder, wie man sagt, an angemessenen Verbraucherpreisen orientiert sein.
Nur die Landwirte können mit diesen "angemessenen" Preisen zurechtkommen, die weiterhin ihren Betrieb, richtig finanziert, dem steten Wandel durch Naturwissenschaft und Technik anpassen.
Das Problem der Agrarpolitik von heute und morgen ist nicht die Steigerung der Agrarproduktion, sondern ihre Drosselung.
Selbstversorgung, einst Ziel nationalsozialistischer Agrarpolitik, bedeutet heute im Hinblick auf die weltweiten Handelsverpflichtungen bereits Überproduktion.
In der augenblicklichen Anpassungsphase der Erzeugung an den Bedarf dürfen die Landwirte nicht den klaren Blick verlieren.
Einige Gruppen in der Bevölkerung, auch innerhalb der politischen Parteien, möchten das Wachsen des landwirtschaftlichen Einzelbetriebes behindern.
Darüber entscheiden aber nur mittelbar die Politiker. Sie sind letztlich abhängig von der Wählerstimme.
Die meisten bundesdeutschen Wähler haben bei Wahlen bisher erstaunlich wenig Notiz von der jeweiligen regierungsamtlichen Agrarpolitik genommen. Andere, dem Wähler wichtiger erscheinende Themen, beherrschen die Wahlkämpfe.
Eines dieser Themen ist unsere Umwelt in ökologischer Hinsicht.
Die Landwirte und ihre Berater müssen diese seit einem Jahrzehnt anwachsende Bewegung sehr ernst nehmen und ihren berechtigten Forderungen entsprechen.
Sie brauchen die Übereinstimmung der Mehrheit für die Landbewirtschaftung der Zukunft, die ökonomisch und ökologisch orientiert sein muß .
Landwirte in der Wohlstandsgesellschaft können sich der Bevölkerung nicht mehr als Garanten der Ernährungssicherung, sondern eher als Erhalter und Gestalter einer Kulturlandschaft ins Bewußtsein bringen.
Wenn ihnen dieses glaubhaft gelingt, wird auch künftig der Nahrungseigenbedarf vorwiegend im eigenen Wirtschaftsraum produziert werden und tüchtigen Landwirten ein angemessenes Einkommen ermöglichen.