Finanz- und Raumnot

Seit Schulgründung hatten die Schulen in Segeberg und Kaltenkirchen Raumprobleme. Die unruhigen Nachkriegsjahre nach 1920 brachten keine Entlastung.
Die Inflation lahmte die Wirtschaft. Die Bezahlung des Schulgeldes erfolgte in Naturalien. Ein Semester war 2 Zentner Roggen wert.
Danach, 1924, wurden die öffentlichen Gelder so knapp, daß Kreis und Stadt Segeberg jeweils die Landwirtschaftskammer baten, die Zahlungen für die Schulen vorzufinanzieren.
Noch katastrophaler wurde die Lage für den Kreis in der Weltwirtschaftskrise.
Nachdem die Landwirtschaftskammer rückständige Zuschüsse mehrfach angemahnt und die Schließung der Schule in Erwägung gezogen hatten,
schilderte der Landrat im August 1932 in einem Antwortschreiben die verzweifelte Lage des Kreises:
" das dortige Schreiben vom 17.ds.Mts-, betr. Zahlung des Zuschusses für die Landwirtschaftsschule habe ich in der letzten Kreisausschußsitzung zur Vorlage gebracht.
Der Kreisausschuß bedauert aufrichtig, daß es ihm bisher nicht möglich gewesen ist, die Zuschüsse des Rechnungsjahres 1931 der Landwirtschaftskammer zu bezahlen
und hat mich beauftragt, zu prüfen, ob es möglich sein wird, zum 1. September zum mindesten eine gößere Abschlagszahlung zu leisten.
Vor Monatsabschluß bin ich jedoch nicht in der Lage, die Kassenlage zu übersehen.
Ich werde mir daher gestatten, Anfang des Monats auf die Angelegenheit zurückzukommen, bitte jedoch schon jetzt bemerken zu dürfen,
daß die Finanzlage des Kreises außerordentlich verzweifelt ist, da die Steuern des Rechnungsjahres 1931 mit 37 % ungestundet rückständig sind,
während in dem ersten Steuervierteljahr 1932 sogar 60 % rückständige Kreissteuern gebucht werden mußten."

 


Otto Gisbert Graf zu Rantzau, Landrat von 1928 - 1932

Die Aufrechnung der Rückstände zog sich noch mehrere Jahre hin.
Die ständig angespannte Kassenlage macht verständlich, daß der Kreis Segeberg allein die Raumprobleme beider Landwirtschaftsschulen damals nicht lösen konnte.
In Kaltenkirchen stellte die Stadt 1931 die Rektorenwohnung der alten Volksschule nach dem Umbau für die Landwirtschaftsschule zur Verfügung.
Diese als Zwischenösung gedachte Unterbringung wurde erst 1959 durch den Neubau am Oersdorfer Weg beendet.
In Segeberg sah es nicht anders aus.
Direktor Hinrichs drängte beharrlich auf Erweiterung und bessere Unterbringung, zumal Hotelier Sommer inzwischen Eigentümer der "Harmonie" geworden war und Eigenbedarf geltend gemacht hatte.
Ab 1932 zogen die landwirtschaftlichen Klassen in die neue Imkerschule um, während der Unterricht für die Mädchen ab 1934 an die Landwirtschaftsschule Bad Oldesloe verlegt wurde.
Erst 1940 konnte der Hauswirtschaftsunterricht wieder in Bad Segeberg, ebenfalls in der Imkerschule, erteilt werden.
Die Imkerschule in der Burgfeldstraße blieb, mit kurzen Unterbrechungen nach 1945, Standort der Mädchenklasse,
bis mit dem Sommerlehrgang 1952 der Unterricht im Neubau der Landwirtschaftsschule in der Hamburger Straße eröffnet werden konnte.
Bildnachweis : Heimatkundliches Jahrbuch für den Kreis Segeberg 1967

Die Unterbringung der Landwirtschaftsklassen nach 1945 war noch verworrener. Zeitweise befanden sich Büro und Schulräume in 5 verschiedenen Gebäuden:

Erst nach zwei verlorenen Kriegen und zwei Inflationen hatten die Landwirtschaftsschulen in Kaltenkirchen (1959) und Segeberg (1952 ) in modernen eigenen Schulgebäude.wirken.
Dazwischen lagen 40 Jahre Provisorium für Lehrer und Schüler, durch das besonders die Schülerjahrgänge von 1946 - 1952 sehr stark benachteiligt wurden.
Der 1. Weltkrieg und die Nachkriegswirren waren die Ursache für die Handlungsunfähigkeit der damaligen Entscheidungsgremien.
Sie hemmten natürlich auch die Entwicklung der Landwirtschaft.