Die Landwirtschaftsschulen von 1933 - 1945

Die Landwirtschaftsschulen bekamen sehr schnell zu spüren, daß im Staat Macht ergriffen worden war.
Zuerst wurde noch 1933 ihr Schulträger, die Landwirtschaftskammer - nach kurzer kommissarischer Verwaltung,- aufgelöst,
Die Schulen wurden dem neu geschaffenen Reichsnährstand unterstellt.
Sodann wurde alle landwirtschaftlichen Vereine, die Ehemaligenvereine, Versuchsringe und die Schulkuratorien liquidiert.
Sie alle, die Landwirtschaftskammer und die Vereine, waren ein Symbol der demokratischen Selbstverwaltung und paßten nicht in das Konzept der faschistischen Diktatur.
Im Kreis Segeberg sind nach 1945 keine landwirtschaftlichen Vereine wieder gegründet worden.
Für die Schulen wurde eine Schulvorstand berufen.

Ihm gehörten an:

in Bad Segeberg
Landrat von Mohl,
Otto Köhler
Direktor Dr. Hinrichs

in Kaltenkirchen:
Landrat von Mohl
Otto Köhler, Bühnsdorf
Jasper Pohlmann, Kattendorf
Direktor Bornemann

Seit dem 1.4.1929 hießen die landwirtschaftlichen Fachschulen in Preußen:
"Landwirtschaftliche Schule und Wirtschaftsberatungsstelle".
Den Bruch mit der Vergangenheit betrieb man 1933 gründlich. Die Schulen wurden in "Bäuerliche Werkschulen" umbenannt.
Aber "Landwirtschaftsschule" war zum Begriff geworden, und dabei blieb es in der Praxis,
Bereits 1936 erhielten die Schulen durch reichsamtlichen Erla
ß ihre alte Benennung zurück.

Hart straften die neuen Machthaber im Kreis nicht anpassungsbereite Lehrkräfte.
Beide Schuldirektoren waren wegen ihrer deutschnationalen Gesinnung zunehmend dem politischen Druck ausgesetzt.
Dr. Hinrichs sollte 1934 nach 23 Dienstjahren als Direktor seines Amtes enthoben und als 3.Lehrkraft nach Itzehoe versetzt werden. Er ging vorzeitig in den Ruhestand und verfiel in eine schwere seelische Erkrankung. Erst 23 Jahre später erlöste ihn 1957 der Tod. In seiner Heimat Dithmarschen fand er in aller Stille seine letzte Ruhe.
In Kaltenkirchen war 1925 Direktor Bornemann Nachfolger von Dr. Schäfer geworden, nachdem er zuvor 5 Jahre Landw. Lehrer in Segeberg gewesen war.
Durch sein politisches Engagement geriet er bereits 1932 in scharfe Auseinandersetzungen mit den Nationalsozialisten.
Zwei Auszüge aus der Kaltenkirchener Zeitung vermitteln einen Eindruck von den haßerfüllten Angriffen auf politische Gegner und von den politischen Verbiesterungen in den dreißiger Jahren.

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Das potische Kesseltreiben gegen Dr, Bornemann endete 1935 mit seiner Amtsenthebung. Er verließ Schlweswig-Holsteim

LR Iwersen, Lehrer in Bad Segeberg, mußte ebenfalls aus dem Schuldienst ausscheiden. Als die Personalfrage in den letzten Kriegsjahren kaum noch lösbar war, übertrug man ihm kommissarisch.1944 die Schulleitung in Bad Segeberg
In Bad Segeberg wurde Dr. Bues 1934 Schulleiter. Er erlag im Januar 1936 einer kurzen schweren Krankheit.
Dr. Döffinger, seit 1935 Direktor in Kaltenkirchen, wechselte bis zum Kriegsbeginn 1939 nach Bad Segeberg
Seine Nachfolge in Kaltenkirchen trat Landwirtschaftsrat Möller an.
Er leitete die Schule bis 1954. "Liebling" nannte ihn der Volksmund.

 

An einigen Schulen, so auch in Bad Segeberg, waren inzwischen 3 männliche Lehr- und Beratungskräfte und zusätzlich 1 Siedlungsberater tätig.
Mit Beginn des 2. Weltkrieges endete die geregelte Schul- und Beratungsarbeit.
In Segeberg "regierte" zu Kriegsbeginn ein Referendar die wenigen Schüler, unterstützt von Aushilfslehrern.
In Kaltenkirchen hielt Direktor Möller die Stellung, gemeinsam mit Landwirtschaftslehrer Hartmann und Frau Fehrs im Büro.
Kurzlehrgänge und Unterrichtsausfall in den landwirtschaftlichen Klassen waren unvermeidlich.
Dadurch wurden in der Imkerschule Räume frei, so daß im Herbst 1940 wieder eine hauswirtschaftliche Klasse in Bad Segeberg eröffnet werden konnte.
In den Kriegsjahren waren Bäuerinnen besonders gefordert.
Sie mußten mit ihren Kindern, mit Kriegsgefangenen und Zwangsverpflichteten die Betriebe bewirtschaften.
Ihre Emanzipation vollzog sich spätestens in jenen Jahren, in denen der Mann Soldat war.